Heinz Thielen von Elke Zimmer, Textauszug aus dem Buch Aktion und Farbe, 30 Jahre Galerie-Programm, Elke und Werner Zimmer

Heinz Thielen

von Elke Zimmer, Textauszug aus dem Buch Aktion und Farbe, 30 Jahre Galerie-Programm, Elke und Werner Zimmer, Books on Demand GmbH, Norderstedt 2012

 

Von 1978 bis 1982 studierte Heinz Thielen an der Gesamthochschule Duisburg bei Martin Goppelsröder und von 1982 bis 1986 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei K.R.H. Sonderborg.

Seither lebt er als freischaffender Künstler und stellt seine künstlerische Arbeit in öffentlichen Instituten und privaten Galerien aus.

Seine erste Einzelausstellung in unserer Galerie zeigten wir 1991 unter dem Titel »Farbmassnahmen«. Es folgte 1993 die Ausstellung »Bilderstrecke 1992/93«. Beide Titel deuten auf das künstlerische Programm Heinz Thielens.

Die Galerie stellt hiermit einen Künstler vor, der mit seiner Arbeit innerhalb der Ausstellungskonzeption  der Galerie Brücken schlägt zum Informel einerseits und zur Malerei der 1980er Jahre andererseits. 

Heinz Thielen verbindet in der Grundkonzeption seiner Arbeit zwei Aspekte, die in der Entwicklung der Malerei des 20. Jahrhunderts parallel liefen: die gestische, als informel bezeichnete Arbeitsmethode und daraus resultierende Strukturen einerseits und die geometrische Form anderseits.

Ausgangspunkt für die Bilder Thielens ist die Anlage der Bildfläche nach der Methode der gestischen, informellen Malerei. Dabei legt der Künstler großzügige Pinselschwünge aus der freien Armbewegung als Grundstruktur auf die Bildfläche. Darauf folgendes, wiederholtes Übermalen dient der Rücknahme des ersten, individuellen Ausdrucks zugunsten einer kontrollierten Informel-Struktur. Farbnuancierung und -Vertiefung werden durch den Farbauftrag in Schichten ebenso erzielt.

Bei diesen Malvorgängen entscheidet sich aus Farbe und Struktur, an welcher Stelle die Bildhomogenität durch Platzierung einer geometrischen Form gebrochen werden soll. Auch Größe und Proportionen der geometrischen Figur bedingen sich aus dem vorstrukturierten Bildfeld der gestischen Pinselschwünge. Die geometrischen Figuren erscheinen als Quadrat, gestreckte Rechtecke, Diagonalen, Querbalken, Parallelen, Streifen, als Einzelfigur, gleiche oder ungleiche Paare. Sie können mitten im Bild stehen, sich von der äußeren Bildkante her ins Bild schieben oder in den Ecken lagern. Scheinbar beziehungslos zu Farbe und Struktur der eigentlichen Bildfläche erzeugen sie Spannungen und bilden mit ihr gemeinsam den Bildraum.

Dabei ist Thielen kein zirkelnder Geometrie-Künstler. Sein Bild entsteht im intuitiv erzeugten Spannungsfeld zwischen freier Malerei und geometrischer Form. Allerdings wird das Spannungsverhältnis aus Form und Farb-Anteilen dann durch kalkulierendes Sehen überprüft.

Heinz Thielens Malerei entfaltet sich in großen Schwüngen von Form und Farbe. Farbströme überziehen das Malereifeld, werden am Rande gestoppt von Feldern konträrer Form und Farbe. Die Farbzüge auf der großformatigen Leinwand sind Ergebnis intuitiver ebenso wie kontrollierter Farbmischungen. Ungewohnte Farbkonstellationen treffen aufeinander; ruht das Bild in sich ebenso wie es strömt, beeindruckt es den Betrachter ebenso, wie es Abstand wahrt. Eine Farbfeldmalerei aus den Tiefen eines individuellen Farbverständnisses, das die Emotionen kennt, sie im Malprozess kontrolliert und so die Bildautorität bewirkt.